Umgangssprachlich wird bei Zecken auf der Haut gerne von einem „Zeckenbiss“ gesprochen. Doch aus wissenschaftlicher Sicht sticht die Zecke ihre Opfer. Wer eine Zecke hat, der hat tatsächlich einen Zeckenstich und keinen „Zeckenbiss“. Das Ganze lässt sich mit dem komplexeren Stichvorgang der Zecke erklären:
Zecken besitzen einen Stechrüssel (Hypostom), durch den sie Blut saugen, und scherenartige Mundwerkzeuge (Cheliceren). Mit Letzteren reißen sie die Haut des Wirts auf, sobald sie eine geeignete Einstichstelle gefunden haben. Nun bohren sie mit ihrem Stechrüssel eine Grube in das Gewebe. Dort sammeln sich Blut, Lymphe und Gewebebrei. Spezielle Substanzen im Zeckenspeichel verhindern die Gerinnung dieses Gemischs, das die Zecke über mehrere Tage hinweg nach und nach aufsaugt. Der „Zeckenbiss“ ist also ein Zeckenstich – und hat somit auch nur wenig mit einem vermeintlichen Mückenstich zu tun.
Da die Zecke zusätzlich während ihrer Blutmahlzeiten ein Betäubungsmittel absondert, wird der Stich als schmerzlos empfunden - nur in den seltensten Fällen wird er von den Tieren wahrgenommen. Das eigentliche Problem dabei ist, dass die Blutsauger nun über ihren Saugapparat verschiedene Krankheitserreger auf die Haustiere übertragen können: darunter die Erreger von Krankheiten wie Anaplasmose, Babesiose (auch bekannt als „Hundemalaria“), Borreliose, Ehrlichiose oder die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Anhand von kurzen Steckbriefen werden nachfolgend die wichtigsten Fakten zu diesen Erkrankungen aufgeführt:
Anaplasmose (früher auch als Canine granulozytäre Ehrlichiose bezeichnet)
Bakterien der Gattung Anaplasma, welche die weißen Blutzellen ihrer Wirte befallen
Verschiedene Zeckenarten, v.a. der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), welcher die häufigste Zeckenart in Deutschland darstellt
Vor allem Hunde, eher selten bei Katzen
Die Symptome treten in aller Regel erstmals ein bis drei Wochen nach einer Infektion auf.
Die Erkrankung kann in mehreren Phasen verlaufen und sich über Jahre erstrecken.
Akut erkrankte Tiere haben meist hohes Fieber, sind schwach und fressen nicht mehr. Durch Gelenkentzündungen kommt es zu Lahmheiten.
Wird die akute Phase überlebt, folgt eine Zeit, in der die Tiere die Erreger zwar weiterhin in ihrem Körper beherbergen, aber gesund erscheinen. Sobald das Abwehrsystem des Tieres geschwächt wird (z. B. durch andere Erkrankungen oder Stress), bricht die Krankheit erneut aus. Neben Fieber und Gelenkproblemen kommt es nun zu teils schweren Blutungen aus den Körperöffnungen sowie zu Einblutungen in die äußere Haut und die Schleimhäute.
Der Erregernachweis erfolgt entweder durch einen Direktnachweis der Erreger oder durch den Nachweis von Antikörpern im Blut.
Antibiotika wie Doxycyclin zur Bekämpfung der Erreger
Symptomatische Behandlung je nach zusätzlich auftretenden Beschwerden
Eine lückenlose Ektoparasitenprophylaxe. Hierbei sollten idealerweise
repellierend wirkende Präparate zu Einsatz kommen, die bereits einen Kontakt zwischen Überträger und Wirt verhindern.
Babesiose; wird häufig auch als „Hunde-Malaria“ bezeichnet, da die Symptome denen der Malaria beim Menschen sehr ähneln.
Kleine einzellige Parasiten der Gattung Babesia (vor allem Babesia canis), welche die roten Blutzellen befallen und zerstören.
In Deutschland überträgt die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) die Babesiose (ursprünglich ist das Hauptverbreitungsgebiet der Auwaldzecke der Mittelmeerraum, mittlerweile findet man die Auwaldzecke zunehmend auch in Deutschland).
Vor allem Hunde, aber auch Katzen und Wiederkäuer
Die Inkubationszeit beträgt 5 bis 7 Tage, selten kann sie bis zu drei Wochen nach dem Zeckenstich dauern. Es tritt hauptsächlich ein akuter Krankheitsverlauf auf, allerdings sind in Abhängigkeit der Erregerart auch unmittelbar tödliche oder chronische Verläufe möglich.
Erkrankte Tiere leiden an Blutarmut. Zusätzlich kann Fieber, Appetit- und Antriebslosigkeit oder Gelbsucht auftreten. Bei schweren Verläufen kann die Babesiose auch zu Multiorganversagen und zum Tod des Tieres führen.
Die Diagnose wird aufgrund der klinischen Symptome sowie dem Erregernachweis im Blut gestellt. Letzterer ist allerdings schwierig, verschiedene Nachweisverfahren kommen dabei zum Einsatz. Wegen der verzögerten und variablen Immunantwort ist nicht immer ein eindeutiger Nachweis möglich.
Je nach Erregerart werden verschiedene „Antiprotozoika“ zur Bekämpfung der Babesien eingesetzt. Da die Krankheit ohne Behandlung schnell tödlich endet, sollte bei Verdacht unverzüglich eine Therapie eingeleitet werden.
Eine lückenlose Ektoparasitenprophylaxe. Hierbei sollten idealerweise repellierend wirkende Präparate zu Einsatz kommen, die bereits einen Kontakt zwischen Überträger und Wirt verhindern.
Lyme-Borreliose
Das Bakterium Borrelia burgdorferi
Verschiedene Zeckenarten, v.a. der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), welcher die häufigste Zeckenart in Deutschland darstellt. In Deutschland wird davon ausgegangen, dass bis zu 35% der Zecken mit Borrelien durchseucht sind.
Vor allem Hunde und Menschen, aber auch Katzen und andere Säugetiere
Die im Darm der Zecken lebenden Erreger werden erst nach dem Zeckenstich durch die Blutmahlzeit aktiviert. Es dauert zwischen 24-72 Stunden, bis die Borrelien über den Einstichkanal in den Wirt eindringen.
Mitunter vergehen Monate nach dem Zeckenstich, bis die Tiere Symptome zeigen.
Fieber, wechselnde Lahmheiten, Gelenkschwellungen, Lethargie, Appetitlosigkeit. Darunter können Entzündungen verschiedener Gelenke sein; besonders die Gelenke an den Vorder- und Hinterläufen können stark anschwellen. Der Hund hat Schmerzen und lahmt – vor allem nach dem Aufstehen. Ebenso können bei Borreliose das Nervensystem und diverse Organe betroffen sein.
Die Diagnose wird aufgrund der klinischen Symptome sowie dem Erregernachweis gestellt. Der beweisende direkte Erregernachweis erfolgt durch Entnahme einer Gewebeprobe an der Stelle des Zeckenstichs oder von Gelenkflüssigkeit. Ein Test allein auf das Vorliegen von Antikörpern gegen Borrelien ist dagegen nicht krankheitsbeweisend.
Antibiotika wie Doxycyclin zur Bekämpfung der Erreger
Bereits eingetretene Schädigungen der Nerven können dennoch bestehen bleiben und die Beschwerden einen chronischen Verlauf nehmen.
Eine lückenlose Ektoparasitenprophylaxe. Hierbei sollten idealerweise
repellierend wirkende Präparate zu Einsatz kommen, die bereits einen Kontakt zwischen Überträger und Wirt verhindern.
Ehrlichiose (Canine Monozytäre Ehrlichiose) oder auch als Tropische Canine Panzytopenie, „Zeckenfieber“ bekannt
Das Bakterium Ehrlichia canis, welches weiße Blutkörperchen der Wirte befällt.
Als Überträger gelten mehrere Zeckenarten, v. a. die Braune Hundezecke (Ripicephalus sanguineus), welche auch in Deutschland immer häufiger nachgewiesen wird. Es wird davon ausgegangen, dass diese ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Zeckenart in den letzten Jahren aufgrund der milden Temperaturen in Deutschland überwintern konnte.
Hunde, insbesondere Welpen sowie die Rasse Deutscher Schäferhund gelten als besonders gefährdet
Ein bis zwei Wochen nach der Übertragung kommt es zum Krankheitsausbruch
Es treten wiederkehrendes Fieber, Appetitlosigkeit, Atemnot, Blutungen, Milz- und Lymphknotenschwellungen sowie weitere Symptome auf. Im späteren Verlauf kommt es zu einer dauerhaften Blutarmut.
Die Diagnose wird aufgrund der klinischen Symptome sowie dem Erregernachweis gestellt. Letzterer erfolgt mittels einer Blutprobe direkt oder durch den Nachweis von Antikörpern.
Antibiotika, wie z.B. Doxycyclin zur Bekämpfung der Erreger
Eine lückenlose Ektoparasitenprophylaxe. Hierbei sollten idealerweise repellierend wirkende Präparate zu Einsatz kommen, die bereits einen Kontakt zwischen Überträger und Wirt verhindern.
Frühsommer-Meningoenzephalitis, auch als FSME bekannt
Das FSME-Virus aus der Familie der Flaviviridae
Vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), welcher die häufigste Zeckenart in Deutschland darstellt. Allerdings kann FSME auch durch die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) sowie die Braune Hundezecke (Ripicephalus sanguineus) übertragen werden.
Hunde und seltener auch Katzen
Hunde erkranken im Gegensatz zum Menschen seltener, oftmals nur in Verbindung mit zusätzlichen Faktoren
Die Viren führen zu einer Schädigung des zentralen Nervensystems mit Hirnhaut- und/oder Gehirnentzündungen. Es kann zu neurologischen Störungen (Bewegungsstörungen oder Bewusstseinstrübungen), Verhaltensauffälligkeiten (Aggressivität oder Übererregbarkeit) bis hin zum Tod kommen. Für die Ausbildung der Symptome müssen allerdings zusätzliche Faktoren wie z. B. eine Immunschwäche vorliegen.
Die Diagnose wird aufgrund der klinischen Symptome sowie dem Erregernachweis mittels molekularbiologischen Methoden gestellt.
Es ist lediglich die Behandlung der Symptome möglich.
Anders als beim Mensch, steht bei Hunden und Katzen kein spezieller Impfstoff gegen FSME zur Verfügung. Eine lückenlose Ektoparasitenprophylaxe ist daher essentiell. Hierbei sollten idealerweise repellierend wirkende Präparate zu Einsatz kommen, die bereits einen Kontakt zwischen Überträger und Wirt verhindern.